Anleitung zur experimentellen Transparentmachung von extrahierten Zähnen

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Dr. Holm Reuver, Weinstraße 201, 67434 Neustadt

Einfache und preiswerte Methode zum Transparentmachen von Zähnen

Die Methode ist unkompliziert und neben der täglichen Praxisarbeit problemlos machbar. Verweilzeiten in bestimmten Lösungen, die länger als erforderlich sind, werden gut toleriert. Extrahierte Zähne grob von Weichgewebe reinigen, verbliebenes Weichgewebe mit NaOCl 3%ig im Ultraschallbad entfernen; dazu die Zähne in ein kleines, verschließbares Gefäß mit NaOCl legen, Vorsicht, während der Reinigung baut sich Druck auf!! Wurzeloberflächen von verbliebenen Konkrementen reinigen; falls die äußere Kontur der Wurzel nicht von Interesse ist, kann sie poliert (gibt weniger störende Lichtbrechungen bei der späteren Betrachtung) und bei dicken Wurzeln kann das Dentin ausgedünnt werden (die Prozessdauer der einzelnen folgenden Schritte kann verkürzt werden und das Bild der endodontischen Hohlräume wird klarer)

Nach dieser Methode von Olaf Loeffler transparent gemachter Zahn

Entkalkung in HNO3 5%ig; einfach in ein Gefäß für einige Tage je nach Dicke des Dentins, ab und zu bewegen; für Vollständigkeit der Entkalkung mit scharfer Kanüle auf Penetrationsfähigkeit überprüfen; nach Extraktion noch verborgene feine Wurzellängsfrakturen zeigen sich nach der Entkalkung sehr zuverlässig! Schnelleres Entkalken geht mit "D-Calcifier schnell" für die Bearbeitung von histologischen Präparaten von Thermo Shandon, Bremer Straße 53, 60437 Frankfurt, Tel 069/ 509190-10. Verdünnung 1:3 mit Wasser. Wässern in Leitungswasser; einfaches Abspülen sollte reichen Dehydrieren in Ethanol; 70%ig beginnen für ca. 4-6Stunden, dann 90%ig und 98%igfür etwa gleiche Zeitspannen überführen in Methylsalicylat; die Zähne werden innerhalb von 1 bis 2 Stunden transparent und können über lange Zeit so aufbewahrt bleiben.

Die zum Entkalken verwändeten Säuren lösen nicht nur den Zahnschmelz sondern auch Harvardzement rückstandslos auf. Guttapercha, Sealer und andere schwer lösliche Mineralien wie MTA bleiben dagegen erhalten.

Zur Betrachtung der Zähne lässt man die Zähne in Methylsalicylat. Sehr gut geeignet ist eine Petrischale mit flachem Boden, der weder auf seiner Ober- noch auf seiner Unterseite Unebenheiten aufweist. Solche Unebenheiten sorgen für unerwünschte Lichtbrechungen bei der Betrachtung und Fotografie. Eine gute Beleuchtung ist sehr hilfreich. Ich arbeite mit einem fotografischen Reprogerät und nehme die zahnärztliche OP-Leuchte mitunter als zusätzliches Spotlight. Zur Fotografie kann man die Zähne mit abgeschnittenen, scharfen Kanülen in der gewünschten Position fixieren, sofern es nötig ist. Feine Hohlräume kann man nicht immer sicher ausmachen; einige der zunächst unsichtbaren Anteile lassen sich darstellen indem man mit der zahnärztlichen Luft-/Wasserspritze Druckluft auf den Apex des untersuchten Zahns gibt. Nachdem man sie in Methylsalicylat zurückgelegt hat, muss man allerdings schnell fotografieren, weil die Luft insbesondere aus weitlumigen Kanälen zügig wieder entweicht. Temporär kann man das Entweichen der Luft bzw. das Wiedereinfließen von Methylsalizylat durch Verschluss der Foramina mit Sekundenklebergel verhindern (Tipp von Marius Wendisch, Ulm).

Endodontische Hohlräume im bereits mit Methylsalicylat transparent gemachten Zahn anzufärben, habe ich nur einmal ausprobiert; man benötigt vermutlich wirklich Mikropipetten, weil die Farbe sonst auch über die äußere Wurzel schießt.

Zum Anfärben der endodontischen Hohlräume vor der Prozedur des Transparentmachens eignen Pelikan Wasserfarben lila und magenta. Einige andere Farbtöne wurden durch eine der Flüssigkeiten, meistens Methylsalizylat, gelöst und diffundierten in das Dentin. In Leitungswasser zu einer Suspension aufgelöst, lassen sich mit diesen Wasserfarben organische Substanzen auf der Wurzeloberfläche oder in endodontischen Hohlräumen markieren. Auf diese Weise gelingt mit Farbpigmenten eine vollkommen unspezifische Anfärbung von Geweberesten in transparent gemachten Zahnpräparaten. Leider lassen sich die Pigmente in Natriumhypochloridlösung nicht zu einer Suspension verarbeiten. Die Gewebe auflösende Wirkung von NaOCl kann daher nur durch vorherige Farbmarkierung überprüft werden. Die Farben lassen sich in die endodontischen Hohlräume infiltrieren, nachdem eine koronale Zugangsöffnung angelegt worden ist und die Zähne in Raumluft für ca. 1Tag getrocknet worden sind. Man legt die Zähne in einen Becher mit angerührter Farbsuspension und evakuiert für einige Minuten (z. B. in einem Gipsanrührgerät). Es besteht aber genauso die Möglichkeit während der endodontischen Aufbereitung extrahierter Zähne Farblösung mit Kanülen in das Hohlraumsystem zu bringen. Ultraschallfeilen entfalten eine hydrodynamische Wirkung, mit der die Farblösung während oder nach mechanischer Aufbereitung in feinere Hohlräume transportiert werden kann.

Es gibt Leakagestudien, bei denen Farbstoffe, z. B. Methylenblau, verwendet worden sind und in denen die Zähne zur Untersuchung in Methylsalicylat transparent gemacht worden sind. Ich habe diese Möglichkeiten nicht nachvollziehen können, weil die Farbstoffe durch mindestens eine der verwendeten Chemikalien gelöst wurden.

In verschiedenen Studien wird India Ink zur Darstellung verwendet. Was genau sich dahinter verbirgt habe ich nicht eruiert.

Nachtrag: Bemerkenswerte Bilder von transparenten Zähnen zeigt Kramer IRH in: The vascular achitecture of the human dental pulp. Arch Oral Biol 1960 ;2: 177-189. Er verwendet anstatt Methylsalicylat Silikonflüssigkeit und weist darauf hin, dass Salpetersäure das Dentin braun verfärbt (einige meiner Präparate sind in der Tat braun verfärbt aber andere nicht und alle wurden mit HNO3 entkalkt). Kramer hat zwischen Dehydrierung und Transparentmachen noch einen Schritt mit Chloroform eingefügt, der vermutlich wegen der verwendeten Silikonflüssigkeit erforderlich ist, da sie sich nicht mit Wasser mischen lässt. Dafür ist aber eine Rückführung über Chloroform in Paraffin möglich, so dass anschließend histologische Präparate angefertigt werden können.

Histologische Präparate herzustellen ist weitaus zeitintensiver. Die Zähne werden zunächst in 10%igem Formalin 1 Woche fixiert, dann mit 20-25%igem gepuffertem EDTA entkalkt, was 2 bis 3 Wochen dauert. Zur Anfertigung der Schnitte werden die Zähne in Acrylat mit einer wohl dosierten Menge Weichmacher eingebettet. In dem Kunststoff werden die Zähne vermutlich transparent. Die Herstellung solcher Präparate bedarf ausreichender Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl. Weiterführende Hinweise finden sich im Buch von Romeis über histologische Techniken.

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