Endokarditis und Endokarditisprophylaxe

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Bestehende Stellungnahmen

Bei der Endokarditisprophylaxe sind die Empfehlungen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften in ihrer aktuellen Version zu beachten: DGZMK Zahnärztliche Eingriffe und Endokarditis- Prophylaxe. Zu den Seiten der "American Heart Association" führen folgende Links: [1], und in der Übersicht [2]. Allgemeine Informationen zur abakteriellen und bakteriellen Endokarditis gibt es auch unter [3].

Lit.: Prevention of Bacterial Endocarditis: Recommendations by the American Heart Association by the Committee on Rheumatic Fever, Endocarditis, and Kawasaki Disease. JAMA 1997, 277:17941801, Circulation 1997, 96:358366, and JADA 1997, 128:1142-1150.

Zusammenstellung der FDI [4]

Die aktuelle Fassung der Empfehlungen durch die American Heart Association (2007) findet sich unter:[5]

Die neueste Leitlinie der "Deutschen Gesellschaft für Kardiologie" (Nov 2007) findet sich unter: [6]. Im Unterschied zu früheren Leitlinien wurde die Indikation zur Antibiotikaprophylaxe enger gefasst.

Problemstellung: Bakteriaemien

Bei zahnärztlichen Maßnahmen (Horder 1908, Bender 1986, Bender 1984),aber auch im Alltag (Everett 1977) können Bakterien in die Blutbahn geraten. Diese werden in der Regel vom Retikuloendothelialen System recht schnell wieder aus der Blutbahn entfernt, können aber bei Patienten mit vorgeschädigten Herzklappen oder anderen Vorerkrankungen zu Komplikationen führen. Daher wird in diesen bestimmten Fällen zur Antibiotikaprophylaxe geraten, obwohl es hierbei auch kritische Überlegungen gibt (Strom 1998). In einer Arbeit von Roberts et al aus dem Jahr 1997 finden sich folgende Häufigkeiten positiver Blutkulturen nach intraoralen Maßnahmen:

Baseline 9%

Intraligamentäre Injektion 96,6%

mehrere Extraktionen 51%

Einfache Exteraktion 39%

Zähneputzen 38,5%

Anlegen einer Matrize mit Keil 32%

Anlegen von Spanngummi 29,4%

Zahnsteinentfernung mit US 24%

Exkavieren 4-13%.


Eine Arbeit von Bender (1963) zeigt positive Blutkulturen im Rahmen einer endodontischen Behandlung in 31% der Fälle, wenn dabei der Apex überschritten wurde und keinen Fall, wenn der Apex nicht überschritten wurde.

Bakteriämien sind besonders in Zusammenhang mit der Extraktion von Zähnen mit apikalen Beherdungen sowie bei Perikoronitiden und Parodontitiden zu erwarten (Takai 2005) Incidence and bacteriology of bacteremia associated with various oral and maxillofacial surgical procedures.

Mikroorganismen und Toxine können nicht nur über die Blutbahn, sondern auch über Lymphbahnen mit dem Organismus ragieren. Außer einer bakteriellen Besiedlung werden noch weitere Wechselwirkungen mit dem Immunssystem diskutiert (Gendron 2000) The oral cavity as a reservoir of bacterial pathogens for focal infections.

Roberts GJ 1999 Dentists are innocent! "Everyday" bacteremia is the real culprit: a review and assessment of the evidence that dental surgical procedures are a principal cause of bacterial endocarditis in children Dieser Artikel relativiert die Bedeutung zahnärztlicher Maßnahmen als Endokartitisrisiko.

Prophylaxe

Neben den Richtlinien der Fachgesellschaften zur Antibiotikaprophylaxe (s.o.) ist unbedingt eine gute häusliche Mundhygiene und Gesunderhaltung von Zähnen und Parodont anzustreben (Lavelle 1996)[7]. Dies insbesondere, da bakterielle Endokarditiden häufiger spontan als bei zahnärztlichen Maßnahmen auftreten (Seymour 2000 [8]).

Andere mögliche Absiedlungen

Neben der Endokarditis können auch Hirnabszesse Folge einer Bakteriämie mit dentaler Ursache sein (Marchiori et al 2003) Brain abscesses after extracranial infections of the head and neck area.